PISA 2018
PISA (Programme for International Student Assessment) liefert seit 18 Jahren regelmäßig Erkenntnisse über die Wettbewerbsfähigkeit von Bildungssystemen. Im Abstand von drei Jahren nehmen weltweit mehr als eine halbe Million Schüler/innen an PISA teil und zeigen, ob sie ihr schulisches Wissen und Können in alltagsnahen Problemstellungen anwenden können. PISA misst und vergleicht dazu die Grundkompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft und erhebt zentrale Kontextbedingungen, die den Kompetenzerwerb beeinflussen. Da Schüler/innen im Alter von 15 bzw. 16 Jahren an PISA teilnehmen, wird der kumulative Lernertrag gegen Ende der Pflichtschulzeit erfasst.
PISA 2018 ist der siebte Durchgang der Studie, wobei nach PISA 2000 und PISA 2009 zum dritten Mal die Lesekompetenz den Schwerpunkt bildet. Mathematik und Naturwissenschaft wurden als Nebendomänen erfasst. In Österreich nahmen 6.802 Schüler/innen aus 291 Schulen aller Schulformen, die von 15-/16-Jährigen besucht werden, an der Studie teil. Die Haupterhebung in Österreich fand in einem 6-wöchigen Testfenster im Frühjahr 2018 statt. Der Test wurde wie bereits bei PISA 2015 computerbasiert durchgeführt. Die Resultate der Studie mit Fokus auf den Kompetenzen der Schüler/innen in Österreich sind im Ergebnisbericht zu PISA 2018 zusammengefasst.
Download-Hinweis
Berichte und Daten zur internationalen Studie PISA 2018 finden Sie im Materialienbereich der IQS-Website:
Eine wesentliche Neuerung bei PISA 2018 ist die Einführung eines adaptiven Testdesigns für die Hauptdomäne Lesen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Testen (Schüler/innen erhalten eine festgelegte Menge an Testaufgaben in einer festen Reihenfolge) richtet sich die Zuordnung der Aufgabensets nach dem vorausgehenden Lösungserfolg bei den vorherigen Aufgaben. Die Einführung des adaptiven Testdesigns zielt darauf ab, die Lesekompetenzen der Schüler/innen am oberen und unteren Ende der Leistungsskala genauer zu erfassen.
Lesekompetenz im internationalen Vergleich – Schwerpunkt PISA 2018
- Österreich erzielt in Lesen 484 Punkte und liegt damit im OECD-Schnitt (487).
- 7 % gehören zur Spitzengruppe, 24 % der Jugendlichen sind Risikoschüler/innen.
- Der Vorsprung der Mädchen beträgt 28 Punkte, der OECD-Schnitt liegt bei 30 Punkten.
Die Lesekompetenzen der 15-/16-Jährigen bilden zum dritten Mal nach PISA 2000 und PISA 2009 den Testschwerpunkt. Die österreichischen Schüler/innen erzielen in Lesen einen Mittelwert von 484 Punkten und unterscheiden sich damit nicht signifikant vom OECD-Schnitt, der 487 Punkte beträgt. Unter den 39 OECD-/EU-Ländern bedeutet dies einen geteilten Rangplatz zwischen 21 und 23.
Im OECD-Raum erbringen die Schüler/innen aus Estland (523), Kanada und Finnland (520) die höchsten Leseleistungen. Von Österreichs Nachbarländern erzielen die Jugendlichen aus Deutschland (498) und Slowenien (495) im Schnitt signifikant bessere Leseleistungen als Österreichs Schüler/innen. In der Schweiz und in der Tschechischen Republik ist die Leseleistung ähnlich hoch wie in Österreich.
Während die Lesekompetenz von 2015 auf 2018 im OECD-Schnitt einen Rückgang von durchschnittlich drei Punkten verzeichnet, fällt in Österreich der Punkterückgang mit einem Punkt minimal aus. Aufgrund des leicht gesunkenen Mittelwerts der OECD-Länder liegt Österreich aktuell im OECD-Schnitt, während es 2015 noch signifikant darunterlag. Auch in der Länderrangreihe zeigt sich eine Positionsveränderung nach oben: Unter den 37 OECD-/EU-Ländern, die an beiden Erhebungen teilgenommen haben, nahm Österreich im Jahr 2015 den 25. Rang ein, im Jahr 2018 ist es Rang 22.
In Lesen werden bei PISA mehrere Kompetenzstufen unterschieden. Zur Spitzengruppe in Lesen zählen 2018 wie bereits 2015 7 % der Schüler/innen in Österreich, um 2 Prozentpunkte weniger als im OECD-Schnitt (9 %). Die österreichische Risikogruppe der Jugendlichen mit sehr geringem Leseverständnis macht 2018 einen Anteil von 24 % aus, ähnlich dem Anteil drei Jahre zuvor (23 %). Österreich unterscheidet sich damit 2018 nicht signifikant vom OECD-Schnitt (23 %).
Lesekompetenz nach Geschlecht
Seit Beginn von PISA erzielen die Mädchen in allen Teilnehmerländern deutlich bessere Leseleistungen als ihre männlichen Alterskollegen – so auch bei PISA 2018. In Österreich erzielen Mädchen einen Lesemittelwert von 499 Punkten und liegen 28 Punkte vor ihren Alterskollegen, die im Schnitt 471 Punkte erreichen. Im OECD-Schnitt beträgt die Geschlechterdifferenz 30 Punkte zugunsten der Mädchen. In Finnland ist die Differenz zwischen Mädchen und Burschen mit 52 Punkten am stärksten ausgeprägt. Die Risikogruppe der österreichischen Burschen ist mit 29 % deutlich größer als die Leserisikogruppe der Mädchen mit 18 %.
Lesefreude und Leseselbstkonzept
In allen PISA-Teilnehmerländern haben die Mädchen deutlich mehr Freude am Lesen als die Burschen. In Österreich sind diese Geschlechterunterschiede im Ländervergleich besonders hoch. Auch zwischen den österreichischen Schulsparten zeigen sich deutliche Unterschiede. Am höchsten ist die Lesefreude der Jugendlichen in der AHS. Mit Abstand die geringste Lesefreude haben die Jugendlichen in den Berufsschulen. Jede/jeder zweite 15-/16-Jährige in Österreich gibt an, nur zu lesen, wenn es sein muss (53 %). Bei PISA 2000 waren es signifikant weniger Jugendliche (41 %). 2018 gibt es auch signifikant mehr Jugendliche, für die Lesen Zeitverschwendung ist (35 %), als im Jahr 2000 (28 %).
In Österreich ist das Leseselbstkonzept der Jugendlichen vergleichsweise hoch und die Geschlechterunterschiede im Ländervergleich gering. Erwartungsgemäß haben Jugendliche in den Schulsparten, in denen sich viele leistungsstarke Jugendliche befinden (vor allem in der AHS), hohes Vertrauen in ihre Leseleistung.
Mathematikkompetenz im internationalen Vergleich
- Österreich erzielt in Mathematik 499 Punkte und liegt damit signifikant über dem OECD-Schnitt (489).
- Zur Spitzengruppe zählen 13 % der Schüler/innen, der Anteil der Risikoschüler/innen beträgt 21 %.
- Geschlechterdifferenz im Vergleich zu 2015 verringert – Burschen weiter besser als Mädchen.
Mathematik stellt weiterhin eine relative Stärke von Österreichs Jugendlichen dar. Bei PISA 2018 liegt Österreich mit einem Mathematikmittelwert von 499 Punkten abermals signifikant über dem OECD-Schnitt von 489 Punkten). Unter den 40 ausgewerteten OECD-/EU-Ländern bedeutet dies statistisch die geteilten Rangplätze 12 bis 22. Die höchsten Mathematikleistungen im OECD-Raum zeigen die Jugendlichen aus Japan (527), Korea (526), Estland (523) und den Niederlanden (519). Weltweit absoluter Spitzenreiter unter den 69 Teilnehmerländern sind – wie auch in Lesen und Naturwissenschaft – die chinesischen Provinzen Peking, Schanghai, Jiangsu und Zhejiang mit 591 Punkten. Neben der Schweiz (515) zeigen unter Österreichs Nachbarländern die Jugendlichen in Slowenien (509) signifikant bessere Mathematikleistungen als Österreichs 15-/16-Jährige. In Deutschland (500) sowie in der Tschechischen Republik (499) ist die Mathematikkompetenz ähnlich hoch wie in Österreich.
Der Anteil der Spitzenmathematiker/innen (Kompetenzstufen 5 und 6) in Österreich beträgt 13 % (2015: 12 %). Im OECD-Schnitt zeigen 11 % der Jugendlichen sehr hohe Mathematikkompetenzen. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit sehr geringen mathematischen Grundkompetenzen liegt bei 21 % (2015: 22 %). Im OECD-Schnitt zählen 24 % der Jugendlichen zu dieser Risikogruppe.
Während im OECD-Schnitt die Geschlechterdifferenz 5 Punkte zugunsten der Burschen beträgt, verringert sich in Österreich der Abstand im Vergleich zu 2015 von 27 auf 13 Punkte. Dennoch zählt Österreich in diesem Bereich gemeinsam mit Kolumbien (20 Punkte) und Italien (16 Punkte) zu jenen OECD-/EU-Ländern mit vergleichsweise hohen Geschlechterdifferenzen. In 14 der 40 teilnehmenden OECD-/EU-Länder unterscheiden sich die Mathematikleistungen der Mädchen und Burschen nicht signifikant voneinander.
Naturwissenschaftskompetenz im internationalen Vergleich
- Österreich erzielt in Naturwissenschaft 490 Punkte und liegt damit im OECD-Schnitt (489).
- 6 % gehören zur Spitzengruppe, 22 % der Jugendlichen sind Risikoschüler/innen.
- Im Vergleich zu vorherigen PISA-Erhebungen sind 2018 keine signifikanten Geschlechterunterschiede mehr vorhanden.
Die österreichischen Schüler/innen erzielen in Naturwissenschaft einen Mittelwert von 490 Punkten und unterscheiden sich damit nicht signifikant vom OECD-Schnitt, der 489 Punkte beträgt. Unter den 40 OECD-/EU-Ländern bedeutet dies einen geteilten Rangplatz zwischen 19 und 24. Im OECD-Raum erbringen die Schüler/innen aus Estland (530), Japan (529) und Finnland (522) die höchsten Naturwissenschaftsleistungen. In den Nachbarländern Slowenien (507) und Deutschland (503) weisen Jugendliche im Schnitt signifikant bessere Naturwissenschaftsleistungen auf als jene in Österreich. In der Schweiz und der Tschechischen Republik erbringen die Schüler/innen ähnliche Leistungen wie in Österreich.
In Naturwissenschaft hat Österreich eine Spitzengruppe von 6% und liegt damit nahe dem OECD-Schnitt (7 %). Der Anteil der Risikoschüler/innen liegt in Österreich bei 22 % und ist ebenfalls gleich groß wie im OECD-Schnitt. Diese Risikoschüler/innen liegen am unteren Ende des Kompetenzspektrums und weisen ein sehr basales naturwissenschaftliches Wissen auf.
Sowohl im Schnitt der OECD-Länder als auch für Österreich zeigen sich nur sehr geringe Geschlechterunterschiede zugunsten der Mädchen (2 Punkte, für Österreich nicht signifikant). Dies bedeutet für Österreich eine deutliche Verringerung des Geschlechterunterschieds im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen.
Familiäre Faktoren
Es gibt zwar in allen Ländern einen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status der Familie und den Leistungen der Jugendlichen, das Ausmaß des Zusammenhangs variiert jedoch zwischen den Ländern. In Österreich erklärt der sozioökonomische Status einen relativ großen Anteil der Leistungsunterschiede zwischen den Jugendlichen in allen drei Domänen – diese Tatsache ist seit PISA 2000 quasi unverändert und zeigt sich erneut bei PISA 2018. Vergleichsweise geringe Leistungsunterschiede bestehen bei Kindern und Jugendlichen in Korea, Japan sowie in den europäischen Ländern Island, Lettland, Finnland, Schweden und Norwegen.
Der Schulerfolg Jugendlicher im Hinblick auf die erworbenen Kompetenzen hängt in Österreich weiterhin stark mit der Bildung ihrer Eltern zusammen. So beträgt der Unterschied zwischen Jugendlichen, deren Eltern einen tertiären Abschluss haben, und Jugendlichen, deren Eltern niedrige Formalqualifikationen haben, durchschnittlich etwa 90 Punkte.
Österreich zählt außerdem zu den Ländern mit den größten Leistungsnachteilen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In Lesen macht der Mittelwertunterschied zwischen Einheimischen und Jugendlichen der zweiten Generation 54 Punkte aus, zwischen Einheimischen und Jugendlichen der ersten Generation sogar 79 Punkte. Kontrolliert man die Leseleistung um den sozioökonomischen Status, so zeigen sich kleinere, aber weiterhin deutliche Unterschiede zwischen Einheimischen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Informationen zu PISA
E-Mail: pisa@iqs.gv.at