Nationaler Bildungsbericht 2009

Der Nationale Bildungsbericht 2009 ist die erste Ausgabe dieser Art in Österreich. Die aus fast 700 Seiten mit knapp 200 Abbildungen und Tabellen bestehende Publikation ist in zwei Bände unterteilt, in denen Analysen, Daten, Fakten und Problemstellungen für eine evidenzbasierte bildungspolitische Diskussion in Österreich aufbereitet werden.

Der Bildungsbericht besteht aus einem Indikatoren- sowie einem Analyseband, die einander inhaltlich ergänzen. Damit wird garantiert, dass der Bericht seine Hauptfunktionen erfüllt:

  • das auf Daten und Fakten basierende Systemwissen und Systemverständnis zu erweitern und damit moderne Bildungspolitik (evidence-based policy) bei der Entscheidung und Steuerung zu unterstützen;
  • gegenüber der Öffentlichkeit und dem Gesetzgeber Rechenschaft hinsichtlich des Zustands und der Probleme des Schulwesens zu legen und damit auch bildungspolitische Reformpläne zu begründen.

Band 1 – Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren – präsentiert Daten und Indikatoren zum Schulsystem in Österreich, die sich auf Bildungsstatistik und Bildungsmonitoring stützen und die Aspekte der Qualität des Schulwesens entweder direkt abbilden oder aber kritische Bedingungen für einen Gewinn oder Verlust an Qualität aufzeigen. Mit der Herstellung des Indikatorenbands befassten sich Expertinnen und Experten des Instituts für Höhere Studien (IHS) und des Bundesinstituts BIFIE (nunmehr Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen [IQS]).

Band 2 – Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen – bietet Expertisen führender österreichischer Bildungswissenschaftler/innen zu zentralen Entwicklungsthemen und Problemfeldern des Schulwesens. Die Auswahl dieser Themen orientiert sich an der von den Expertinnen und Experten wahrgenommenen Bedeutung für die Gesamtentwicklung des österreichischen Schulwesens.

Download-Hinweis

Alle Inhalte des Nationalen Bildungsberichts 2009 sowie zusätzliches Datenmaterial zu den einzelnen Kapiteln finden Sie im Materialienbereich der IQS-Website:

Band 1 – Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren

Im ersten Band des Nationalen Bildungsberichts 2009 werden mithilfe von bildungsstatistischen Indikatoren und Kennzahlen Besonderheiten, Stärken und Schwächen des Schulsystems herausgearbeitet und sichtbar gemacht.

Zentrale Daten als Grundlage für den Indikatorenteil entstanden durch die Projekte des Bundesinstituts BIFIE (nunmehr IQS) im Bereich der international vergleichenden Studien und mittelfristig durch jene des nationalen Bildungsmonitorings (v. a. die Bildungsstandardüberprüfungen). Die Aufbereitung dieser Ergebnisdaten lieferte einen wesentlichen Beitrag zum Indikatorenteil des nationalen Bildungsberichts 2009 und bildet die Basis für die langfristige, systematische Dokumentation des österreichischen Schulsystems in Zahlen.

Die Daten und Indikatoren zum Schulsystem in Österreich wurden konsequent im Hinblick darauf ausgewählt, dass sie entweder Aspekte der Qualität des Schulwesens direkt abbilden (so etwa die zentralen Daten der TIMSS-, PIRLS- und PISA-Untersuchungen) oder aber kritische Bedingungen für einen Gewinn oder Verlust an Qualität aufzeigen.

Titelseite der Publikation "Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009 - Band 1"

Bildungsstatistische Kennzahlen für Input, Prozesse, Output und Outcome

Im ersten Abschnitt (Kapitel A–D) werden bildungsstatistische Kennzahlen präsentiert, die – soweit es auf Basis verfügbarer Informationen möglich ist – die Arbeit des Bildungswesens, beginnend mit den Inputs (den personellen, sachlichen und monetären Ressourcen) über deren Verwendung in den Prozessen innerhalb des Schulwesens bis zu den Ergebnissen (in Form von Outputs und Outcomes) darstellen. Dieser Teil beruht auf flächendeckenden bildungs-, finanz- und personalstatistischen Informationen, die – im Unterschied zu den stichprobenbasierten internationalen Leistungserhebungen – in den meisten Fällen alle Schulen erfassen (Statistik Austria).

Insbesondere wurden die Individualdaten der neuen Schulstatistik über die Schüler/innen (Schulbesuch und Schulerfolge) erstmals für den Bildungsbericht einer Sonderauswertung unterzogen und auch mit einer Reihe weiterer Administrativdaten kombiniert.

Für das Schulwesen werden erhebliche öffentliche Ressourcen aufgewendet: etwa 8 Mrd. Euro pro Jahr, das sind 10 % der gesamten Staatsausgaben oder 5 % des BIP. Dokumentiert wird, in welchem Ausmaß die Mittel in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden und inwieweit dieser Einsatz gerecht, wirksam und effizient erfolgt.

Qualitätsindikatoren und Leistungsvergleiche

Über Qualitätsindikatoren können die wichtigsten Ergebnisse (Output) von Unterricht und Schule ermittelt werden: der Erfolg schulischen Lernens im Bereich der Sprache, der sozialen Kompetenz und der Kultur, die erworbenen Grund- und Fachkompetenzen, die möglichst passende Allokation der Schüler/innen, die Ausschöpfung der persönlichen Potenziale (Talente), das Ausmaß schulischer Kompensation, die erzielte Chancengerechtigkeit und einiges mehr – bis hin zur Zufriedenheit der Gesamtbevölkerung mit dem Schulsystem.

Grundlegende Qualitätsindikatoren für die erreichten Kompetenzen der Schüler/innen beruhen auf den Ergebnissen aus den Tests und Befragungen der international koordinierten Studien (Assessments), aber auch aus Erhebungen vor Schuleintritt und am Ende der Schulzeit. Gleichzeitig ist es anhand der Assessment-Begleitbefragungen auch möglich, so komplexe Sachverhalte wie die Gerechtigkeit im System, die Erfolge der Migrantinnen und Migranten, die korrekte Allokation der Absolventinnen und Absolventen oder die psychische Belastung bzw. Befindlichkeit der Betroffenen mit umfangreichen empirischen Daten aus großen und sehr sorgfältig gezogenen Stichproben zu analysieren.

Die Beteiligung an internationalen Schülerleistungsstudien vom Typ PISA, die Festlegung der Einführung und Überprüfung von Bildungsstandards (ab dem Schuljahr 2011/12) und die Schaffung des nationalen Forschungsinstituts BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens, ab 2008; nunmehr IQS) waren wichtige nationale Meilensteine auf dem eingeschlagenen Weg der faktenbasierten Beschreibung des Schulsystems (Monitoring).

Aktuelle statistische Daten

Aufgrund der Konzeption des Nationalen Bildungsberichts im Dreijahresrhythmus werden die statistischen Kennzahlen nicht jährlich aktualisiert, obwohl viele Indikatoren sich auf jährlich verfügbare Datenquellen beziehen. Grundlagendaten zur Bildung werden jedes Jahr von der Statistik Austria aktualisiert und finden sich in der jährlichen Publikation "Bildung in Zahlen". International vergleichbare Bildungsindikatoren werden ebenfalls jährlich von der OECD in "Bildung auf einen Blick" veröffentlicht.

Band 2 – Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen

Der zweite Band des Nationalen Bildungsberichts 2009 enthält insgesamt 18 Expertisen hervorragender österreichischer Bildungswissenschaftler/innen, die unterschiedliche schulische Handlungsfelder analytisch ausleuchten und die Analysen mit bildungspolitischen Empfehlungen abrunden. Ihre Themen sind in einem hochrangig besetzten Redaktionsgremium besprochen und abgestimmt worden. Deren Auswahl orientiert sich an der von Expertinnen und Experten wahrgenommenen Bedeutung der jeweiligen Thematik für die Gesamtentwicklung des österreichischen Schulwesens.

Die Themenauswahl erfolgte in Abstimmung zwischen dem damaligen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und einer wissenschaftlichen Planungsgruppe. Auch wurden die Konzeption und die vorgesehenen Themen dieses Berichts mit den Bildungssprecherinnen und Bildungssprechern der im Parlament vertretenen Parteien diskutiert.

Gegliedert sind die Beiträge in vier Abschnitte:

Titelseite der Publikation "Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009 - Band 2"

Entwicklungen in einzelnen Sektoren des Schulsystems

In einigen Sektoren des Schulwesens gab es einen hohen Veränderungsdruck und diese bildeten deshalb Schwerpunkte bildungspolitischer Diskussionen und/oder Reforminitiativen:

  • der Bereich der vorschulischen Bildung und Förderung, der in Österreich traditionell schwach ausgeprägt ist, aber als Ort kompensatorischer Bildung und Erziehung gesehen und diskutiert wird;
  • die Schule der 10- bis 14-Jährigen, die durch die Untersuchungen von TIMSS und PISA verstärkt unter der Perspektive der sozialen Selektivität diskutiert wird;
  • der gesamte Bereich der Sonderpädagogik, wo nach den Reformjahren des Ausbaus der Integration in der Primar- und Sekundarstufe von Kritikern eine Phase der scheinbaren Selbstgenügsamkeit konstatiert wird;
  • die Sekundarstufe II und die Schnittstellen zwischen Schule und Arbeitsmarkt, wobei das Hauptaugenmerk insbesondere auf der Verringerung von Schulversagen, Drop-out und Jugendarbeitslosigkeit liegt;
  • die Ausbildung des pädagogischen Personals, die – wegen oder trotz – der Umwandlung der Pädagogischen Akademien in Hochschulen verstärkt thematisiert und vor allem unter dem Gesichtspunkt der Vereinheitlichung diskutiert wird;
  • die Vorbereitung auf den lebenslangen Lernprozess in der wissensbasierten Gesellschaft durch die Schule.

Aktuelle Themen zur pädagogischen Qualität der Schule

Im Abschnitt B werden primär pädagogische Fragen behandelt, die in der historischen Situation der globalen Herausforderungen an die Qualität der Bildungssysteme von vordringlicher Bedeutung schienen. Dabei geht es nicht um pädagogische Grundsatzdiskussionen, sondern – dem politikorientierten Charakter des Berichts entsprechend – um Rahmenbedingungen, die eine effizientere Pädagogik fördern oder behindern:

  • die Problematik von Drop-out und Schulversagen im österreichischen Schulwesen und die Möglichkeiten einer Verbesserung der Situation;
  • die Lage von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund im Schulsystem;
  • die Frage der Kulturvermittlung (im engeren Sinne) im Schulwesen angesichts der Tatsache, dass diese weder in den großen internationalen Leistungsuntersuchungen noch in der Konzeption der Bildungsstandards eine nennenswerte Rolle spielt;
  • die Frage der geschlechtergerechten Schule in einer Zeit, in der sich die Problematik manifester Benachteiligung eindeutig zu Lasten der Jungen umzukehren beginnt;
  • die Thematik des Lernens von Mathematik, Naturwissenschaft und Technik, die auch im Bildungszielkatalog der Europäischen Union stark im Vordergrund steht;
  • die Frage der Gerechtigkeit in der Leistungsbeurteilung, die ebenfalls durch die internationalen Leistungsassessments wieder prekär geworden ist, weil diese mit großer Deutlichkeit die regionalen, standortspezifischen und schulklassenabhängigen Disparitäten der Notengebung aufzeigen;
  • die Problematik der Gewalt in der Schule, deren Bedeutung für sich spricht;
  • das Problem der Schüler/innen mit Entwicklungsproblemen wie Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen, Ängsten, Pubertätskrisen, die dort, wo die Familien ihre Sozialisationskraft verlieren, besondere Herausforderungen an Schule darstellen.

Zentrale Fragen und Herausforderungen der Systemsteuerung

Themen der Steuerung des Schulwesens sind von unmittelbarer bildungspolitischer Bedeutung und es bestand nach Auffassung der Redaktionsgruppe besonderer Entwicklungsbedarf:

  • Die breite Thematik der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Schulsystem. Dieses Thema ist deswegen von einiger Bedeutung, weil die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit eine lange und intensive Tradition in Österreich hat, ohne dass bisher mehr als isolierte Einzelmaßnahmen umgesetzt worden wären.
  • Schulautonomie: Allenthalben wird heute ein Mehr an Autonomie für die Schulen gefordert, ohne dass dahinter eine systematische Reflexion über eine sinnvolle Machtverteilung zwischen unterschiedlichen Entscheidungsebenen steht.
  • Frage nach den systemischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Bewältigung des Unterrichts in heterogenen Lerngruppen, eine Problemstellung, die gerade auch im Zusammenhang mit der Konzeption einer "Neuen Mittelschule", die als inklusive Schule gedacht wird, von besonderer Relevanz ist.

Bildungsforschung als Quelle von Steuerungswissen

Im Kontext der Bemühungen um eine evidenzbasierte Steuerung verdient ein Thema besondere Aufmerksamkeit: Das Thema der verbesserten Förderung und Nutzung der Bildungsforschung als Wissensressource für die politisch Verantwortlichen sowie die Problematik der Unterrepräsentation bildungsökonomischer Fragestellungen in der österreichischen Forschungslandschaft.

Informationen zum Nationalen Bildungs­bericht

E-Mail: nbb@iqs.gv.at

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