TALIS 2018

Im Frühjahr 2018 nahmen in Österreich 277 Schulleiter/innen der Schultypen der Sekundarstufe I (NMS, AHS-Unterstufen, einige Statutschulen) sowie 4.255 Lehrer/innen, die an diesen Schulen in der Sekundarstufe I unterrichteten, an der internationalen OECD-Studie TALIS (Teaching and Learning International Survey) teil. Die Studie wurde in Österreich nach 2008 zum zweiten Mal durchgeführt, sodass zum Teil ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Befragungen möglich ist.

Die Ergebnisse von TALIS 2018 wurden von der OECD in zwei Teilen veröffentlicht. Die detaillierte Darstellung der verarbeiteten Informationen ist im Ergebnisbericht TALIS 2018 (Band 1) zusammengefasst. Mit dem im März 2020 erschienenen Band 2 der TALIS-Studie 2018 wurden jene Daten veröffentlicht, die zum Zeitpunkt der Erscheinung von Band 1 im Juni 2019 noch unter Embargo standen. Band 2 vervollständigt damit das Bild zu unterschiedlichen Themen des Arbeitsumfelds und zur Arbeitsplatzsituation der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schulleiterinnen und Schulleiter.

TALIS untersucht die Rahmenbedingungen des schulischen Lehrens und Lernens aus der Sicht von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulleiterinnen und Schulleitern.

International haben an TALIS 2018 48 Länder, darunter 23 EU-Länder, teilgenommen. Österreich wird im vorliegenden Bericht vorrangig mit den teilnehmenden EU-Ländern verglichen. Die im Weiteren verwendete Abkürzung "EU-23" bezieht sich daher nicht auf alle EU-Länder, sondern nur auf die 23, die an TALIS teilgenommen haben. Von diesen sind 18 Länder Mitglieder der OECD. Im Bericht der OECD finden sich darüber hinaus Analysen und Darstellungen in Bezug auf die teilnehmenden OECD-Länder sowie in Bezug auf alle 48 Länder, die an TALIS 2018 teilgenommen haben.

Anschließend finden Sie die wichtigsten Ergebnisse von TALIS 2018 im Überblick. Die Zusammenfassung enthält sowohl Ergebnisse aus Band 1 als auch aus Band 2.

Download-Hinweis

Berichte und Daten zur internationalen Studie TALIS 2018 finden Sie im Materialienbereich der IQS-Website:

Zusammenfassung der Ergebnisse

Schule im Profil

Auf Schulleitungsebene kam es zwischen 2008 und 2018 zu einer Angleichung der Geschlechterverteilung (2018: je 50 %; 2008: 71 % Männer/29 % Frauen), auf Lehrerebene ist der Frauenanteil hingegen annähernd gleichgeblieben. Der Anteil der weiblichen Lehrkräfte ist sowohl 2008 (68 %) als auch 2018 (70 %) höher als der der männlichen (2018: 30 %). Weibliche Lehrkräfte sind in Österreich seltener vollzeitbeschäftigt als männliche (2018: w = 72 %, m = 87 %; 2008: w = 74 %; m = 91 %). Im Vergleich zu 2008 sind sowohl mehr ältere als auch mehr jüngere Lehrpersonen im Dienst, wobei die Gruppe der jungen Lehrpersonen (< 29 Jahre) besonders in den allgemeinbildenden Pflichtschulen (NMS) größer geworden ist (von unter 5 % in 2008 auf 16 % in 2018; im Vergleich dazu in der AHS von etwa 10 % 2008 auf etwas über 15 % 2018).

In Österreich sind 96 % der befragten Lehrer/innen mit ihrer Arbeit alles in allem zufrieden und 93 % arbeiten gerne an der jeweiligen Schule. 88 % der Lehrkräfte würden die Schule, an der sie arbeiten, auch weiterempfehlen. Damit ist die diesbezügliche Zufriedenheit in Österreich deutlich höher als im EU-Schnitt (90 %; 90 %; 84 %). 10 % der österreichischen Lehrer/innen stimmen eher oder sehr zu, dass sie gerne an eine andere Schule wechseln würden, wenn dies möglich wäre. Im EU-Schnitt sind es mit 19 % signifikant mehr.

Die Wochenarbeitszeit österreichischer Lehrer/innen beträgt 46 Stunden (EU-Schnitt: 47). In einer Klasse befinden sich im österreichweiten Schnitt 21 Schüler/innen (NMS: 20; AHS: 22), wobei es in Österreich durchschnittlich 7,4 Schüler/innen pro Lehrer/in (NMS: 7,1; AHS: 8,8) gibt (EU-Schnitt: 10,5).

An Österreichs Schulen der Sekundarstufe I gibt es im internationalen Vergleich in Relation zur Anzahl der Lehrkräfte wenig pädagogisch unterstützendes und wenig administratives Personal. Im Schnitt kommt auf 19 Lehrkräfte eine pädagogisch unterstützende Kraft und auf 15 Lehrkräfte eine administrative Kraft (im EU-Vergleich 8:1 und 7:1).

Die Lehrer-Schüler-Beziehung an Österreichs Schulen der Sekundarstufe I hat sich in den letzten zehn Jahren nach Angaben der Lehrkräfte deutlich verbessert. Die Anteile der Lehrer/innen, die den diesbezüglichen Aussagen ganz zustimmen, liegen 2018 zwischen 7 und 10 Prozentpunkte höher als 2008. Einzige Ausnahme ist die zusätzliche Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit erhöhtem Unterstützungsbedarf durch schuleigene Kräfte – hier antworten österreichische Lehrkräfte 2018 gleich wie 2008.

Während in Österreich die Zustimmung der Lehrkräfte zu den einzelnen Aussagen von über 30 % bis hin zu fast 50 % reicht, ist im EU-Schnitt mit über 20 % bis fast 40 % die Zustimmung deutlich geringer ausgeprägt.

Aus- und Fortbildung

Österreich hat im internationalen Vergleich bedeutend mehr Lehrer/innen ohne universitären Abschluss (35 %) als im EU-Schnitt (2 %), wobei Lehrpersonen und Schulleitungen an AHS im Schnitt über wesentlich höhere Bildungsabschlüsse verfügen als an NMS. Diese Differenz beginnt sich bei jüngeren Lehrpersonen zu schließen, da die jungen NMS-Lehrpersonen – aufgrund der Überführung der Pädagogischen Akademien in Pädagogische Hochschulen im Jahr 2007 – inzwischen über einen Abschluss auf tertiärem Niveau verfügen (Bachelor oder höher). Eine Ausbildung für den Unterricht in einem multikulturellen oder mehrsprachigen Umfeld wird von jüngeren Lehrkräften deutlich häufiger angegeben als von älteren Lehrkräften.

Österreichische Lehrkräfte bilden sich im Schnitt etwas häufiger fort als im EU-23-Schnitt (99 % der Lehrkräfte in AUT haben in den letzten 12 Monaten an einer Fortbildung teilgenommen, im Vergleich dazu sind es im EU-Schnitt 92 %), wobei die Teilnahme an Kursen und das Lesen von Fachliteratur die am häufigsten genannten Aktivitäten darstellen. In beiden Aktivitäten unterscheiden sich AHS- und NMS-Lehrpersonen signifikant (NMS: mehr Kursteilnahme; AHS: mehr Lesen von Fachliteratur).

Unterricht

Für Österreichs Lehrpersonen ist die Transparenz der Lern- und Unterrichtsziele ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Durchschnittlich 72 % der Befragten geben an, dass sie die Lern- und Unterrichtsziele häufig bzw. immer transparent machen, im EU-Vergleich ist dies bei durchschnittlich 83 % der Lehrkräfte der Fall.

Österreichs Lehrer/innen berichten über hohe Selbstwirksamkeit bzw. ein starkes Selbstkonzept: beispielsweise stimmen 92 % der Lehrer/innen eher bzw. sehr zu, dass sie glauben, im Leben ihrer Schüler/innen pädagogisch etwas Wesentliches zu bewegen (2008: 90 %; signifikanter Unterschied).

Die österreichischen Lehrkräfte haben ihren Angaben zufolge signifikant mehr Erfahrung im Unterrichten multikultureller Klassen (79 %) als im EU-Schnitt (61 %).

Lehrer/innen in Österreich haben im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern anderer Länder eher selten eine formelle Ausbildung zum Einsatz von IKT im Unterricht (AUT: 40 %; ROU: 70 %; EU-Schnitt: 53 %).

Dabei äußern Lehrer/innen an NMS häufiger, für Unterricht mit IKT ausgebildet zu sein, als Lehrer/innen an AHS (43 vs. 36 %), und jüngere Lehrer/innen (unter 35 Jahre: 67 %) häufiger als ältere (über 35 Jahre: 31 %). Mehr als die Hälfte der österreichischen Lehrer/innen (52 %) fühlt sich gar nicht darauf vorbereitet, IKT im Unterricht zu verwenden. Im EU-Schnitt teilen 27 % diese Einschätzung.

Österreichs Lehrpersonen kooperieren laut ihren Angaben häufig. Deutlich häufiger als im EU-Schnitt geben sie an, in derselben Klasse zu unterrichten (63 % der Lehrpersonen in Österreich, 22 % der Lehrpersonen in der EU). Auch der Austausch von Unterrichtsmaterialien erfolgt in Österreichs Schulen häufiger (71 %) als im EU-Schnitt (45 %). Die Zusammenarbeit wird vor allem in den NMS noch häufiger angegeben als in den AHS. In der Gruppe der Lehrpersonen, die sich laut ihren Angaben aufeinander verlassen können, ist der Anteil jener, die mindestens einmal im Monat kooperieren, höher als in der Gruppe der Lehrpersonen, die sich nicht aufeinander verlassen können. Eine deutliche Steigerung im Ausmaß der Kooperation im Vergleich zum Jahr 2008 ist zu verzeichnen, obwohl auch 2008 vor der Einführung der Neuen Mittelschule schon 50 % der Lehrpersonen in der HS vom gemeinsamen Unterrichten in der Klasse berichteten.

Die Partizipation und Einbindung von Lehrpersonen wird sowohl in Österreich als auch in der EU-23 sehr hoch eingeschätzt (fast immer durchgängig 80 bis 100 % aus der Sicht von Schulleitungen bzw. Lehrpersonen).

Schulleitung, Schulmanagement und Schulautonomie

Der Vergleich zu den Aufgaben der Schulleitung ergibt einen (signifikant) höheren Anteilswert für administrative Aufgaben und Sitzungen in Österreich (35 %) gegenüber dem EU-Schnitt (30 %). Die österreichischen Schulleiter/innen berichten von signifikant weniger Management-Angelegenheiten und Sitzungen (17 %) als der EU-Schnitt (23 %).

Wichtige Entscheidungen werden überwiegend nicht von der Schulleitung allein getroffen (AUT: 71 %; EU: 72 %).

Der Wichtigkeit administrativer Leitungstätigkeiten stimmen Österreichs Schulleitungen 2018 signifikant seltener eher oder ganz zu (2008: 81 %, 2018: 74 %). Die Häufigkeit der pädagogischen Tätigkeiten ist zwischen 2008 (74 %) und 2018 (71 %) hingegen unverändert geblieben. Lehrpersonen nehmen 2018 zudem die Tätigkeiten der Schulleitungen im Durchschnitt deutlich häufiger (61 %) wahr als 2008 (44 %).

Es gibt in Österreich ca. gleich viel Schulmanagementpersonal wie im EU-Schnitt. Ein Schulmanagementteam gibt es hingegen laut Angaben der Schulleitungen in Österreich an 60 % der Schulen und somit seltener als durchschnittlich in der EU (89 %).

In Österreich berichten Schulleitungen von wenig bis kaum Autonomie in den Bereichen Personalverwaltung und Budget, aber von hoher Autonomie und somit hoher Verantwortung in den Bereichen Unterrichtsgestaltung (z. B. Auswahl der Lehrmaterialien) und Erstellung von allgemeinen Richtlinien sowie von Beurteilungsrichtlinien.

Beurteilung von und Feedback an Lehrpersonen

In Österreich werden ca. 25 % der Lehrpersonen mindestens einmal im Jahr von der Schulleitung formell beurteilt (EU: 60 %) und 43 % mindestens einmal alle zwei Jahre (EU: 72 %). 9 % der Lehrpersonen in Österreich werden mindestens einmal alle zwei Jahre von Externen beurteilt (EU: 29 %). Laut Schulleitung werden bei 90 % der Lehrpersonen Hospitationen, externe Überprüfungen und schul- sowie klasseninterne Ergebnisse als Informationsquelle für die Beurteilung herangezogen. Schülerumfragen und eine Beurteilung des Fachwissens finden bei 70 % der Lehrpersonen (laut Schulleitungen) für die Beurteilung Berücksichtigung. Die Beurteilungen der Lehrpersonen haben kaum Auswirkungen auf das Gehalt oder die Karrierechancen. Meistens werden mit den Lehrpersonen Diskussionen geführt oder es wird ein Entwicklungsplan ausgearbeitet.

Neben den Beurteilungen können Schulleitungen den Lehrpersonen jederzeit Feedback zu ihrer Arbeit geben, die sowohl formeller als auch informeller Natur sein kann. Für das Feedback zieht die Schulleitung im Wesentlichen dieselben Informationsquellen heran wie für die formelle Beurteilung.

In Österreich geben 63 % der Lehrpersonen an, dass das Feedback eine positive Auswirkung auf die Lehrmethode hat (EU: 70 %), wobei jüngere Lehrpersonen häufiger von positiven Auswirkungen berichten als ältere. Positiv verändern sich nach Lehrerangaben hauptsächlich ihre pädagogischen Kompetenzen (> 80 %), die Klassenführung, ihr Wissen im Fachgegenstand und die Kompetenzen in der Verwendung der Schüler-Beurteilung (> 50 %).

Berufswahl, Stress, Arbeitszufriedenheit und Schulklima

Als Entscheidungsgründe, Lehrerin/Lehrer zu werden, werden am häufigsten soziale Aspekte gewählt, z. B. die Entwicklung von Kindern beeinflussen zu können, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und sozial Benachteiligte zu fördern (AUT: 75–96 %; AHS: 66–94 %, NMS: 81–97 %). Seltener gewählt werden Gründe wie ein sicherer Arbeitsplatz, ein sicheres Einkommen und ein sicherer Karriereweg (AUT: 32–59 %).

Gefragt nach dem Ausmaß von Stress in ihrer Arbeit geben 42 % der Lehrpersonen in Österreich an, dass sie ziemlich bzw. sehr viel Stress in ihrer Arbeit haben, im EU-Schnitt sind es 49 %. Negative Auswirkungen von Stress auf die körperliche bzw. psychische Gesundheit beschreiben 13 bzw. 14 % der österreichischen Lehrpersonen, im Vergleich dazu deutlich mehr Lehrpersonen in der EU (21 bzw. 25 %).

Als größte Belastungsquellen sehen österreichische Lehrpersonen die Erledigung von administrativen Arbeiten an (48 %), gefolgt von zu viel Korrekturarbeit zu haben (37 %) und dem Aufrechterhalten der Klassendisziplin (36 %).

Die deutlichsten Unterschiede in Bezug auf Stress bei den Angaben der Lehrpersonen an AHS bzw. NMS ergeben sich beim Stress durch Korrekturen (AHS: 46 %, NMS: 32 %) sowie beim Stress durch Abwesenheit anderer Lehrpersonen (AHS: 27 %; NMS: 37 %). Auffällig ist auch, dass Lehrpersonen an Schulen mit einem hohen Sozialindex (hohe soziale Belastung) deutlich häufiger über Stress durch die Aufrechterhaltung der Klassendisziplin berichten (51 %) als Lehrpersonen an Schulen mit geringem oder mittlerem Sozialindex (32 %).

Die größte Belastungsquelle für Stress bei Schulleitungen sind administrative Aufgaben (AUT: 85 %, EU: 76 %).

Die Arbeitszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern sowie von Schulleiterinnen und Schulleitern ist in Österreich sowie im EU-23-Schnitt sehr hoch – über 90 % Zustimmung zu den meisten Einzelaussagen diesbezüglich, z. B. "Ich arbeite gerne an dieser Schule." (93 %) (AUT: Lehrpersonen 93 %, Schulleitungen 97 %) oder "Alles in allem bin ich mit meiner Arbeit zufrieden." (AUT: Lehrpersonen 96 %, Schulleitungen: 98 %). Österreichs Lehrer/innen sehen ihre Ansichten von den Entscheidungsträgerinnen und -trägern des Bundes und Bundeslandes mehr wertgeschätzt als die Lehrer/innen in der EU (AUT: 21 %; EU: 12 %), aber von den Medien weniger als in der EU (AUT: 9 %; EU: 17 %).

Auch das Schulklima wird überwiegend sowohl von Schulleitungen als auch von Lehrpersonen positiv bewertet.

Informationen zu TALIS

T +43-662-620088-5500
E-Mail: talis@iqs.gv.at

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