Lernfortschritt: Von der 3. auf die 4. Schulstufe
Seit dem Schuljahr 2023/24 steht ein neues Feature für die Basismodule zur Verfügung. Der Lernfortschritt zeigt Ihnen, wie sich die Kompetenzen einer Schülerin/eines Schülers von der 3. auf die 4. Schulstufe verändert haben.
Dazu wird der Lernfortschritt am IQS anhand der Ergebnisse beider Erhebungen berechnet.
Voraussetzung dafür ist eine korrekte Verlinkung der Schüler-ID und der dazugehörigen Ergebnisse zwischen der Überprüfung auf der 3. Schulstufe und der auf der 4. Schulstufe. Für Schülerinnen und Schüler, bei denen sich die ID ändert oder die die Schule wechseln, kann keine automatische Berechnung stattfinden.
Errechneter Lernfortschritt
Beschreibung
Die Berechnung des Lernfortschritts der einzelnen Schülerinnen und Schüler bezieht folgende Informationen mit ein:
- Den individuellen Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler in der 3. Klasse.
- Den individuellen Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klasse.
- Die österreichweite Entwicklung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler von der 3. auf die 4. Klasse (jährlich neu berechnet).
Berechnung des Lernfortschritts
In der Regel können Schülerinnen und Schüler, die auf der 3. Schulstufe schwach abgeschnitten haben, größere Punktzuwächse erzielen als Schülerinnen und Schüler, die bereits auf der 3. Schulstufe viele oder alle Aufgaben lösen konnten. Zudem sind die Aufgaben der 4. Schulstufe im Durchschnitt schwieriger als jene in der 3. Schulstufe. Aus diesen Gründen können für die Berechnung des Lernfortschritts die Punkte nicht so einfach miteinander verglichen und eine simple Punktedifferenz berechnet werden. Eine solche Rückmeldung des Lernfortschritts an jene, die bereits in der 3. Schulstufe gute oder sehr gute Ergebnisse erzielt haben, wäre nicht "fair", da sie (besonders) gute Schülerinnen und Schüler benachteiligen würde. Zum Vergleich: Wer mit einem Lauftraining startet, macht anfangs schnell große Fortschritte. Je weiter man im Training fortschreitet, desto schwieriger wird es, die Zeit zu verbessern.
Die Lösung
Um auch für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler einen großen Lernfortschritt darstellen zu können, wird eine Methode angewandt, die die jeweiligen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler mitsamt ihrer Lage im Leistungsspektrum in jedem Jahr berücksichtigt.
Methode
Die vom IQS verwendete Methode heißt "Residual-Gain-Modell" oder auch "Percentile Ranks of Residuals" (vgl. von Eichhorn & Freunberger, 2024. Vergleich und Validierung unterschiedlicher Lernfortschrittsmodelle. Verfügbar unter www.iqs.gv.at/themen/bildungsforschung/publikationen/iqs-report). Dabei wird ein bestimmtes mathematisches Modell (eine lineare Regression) angewandt, um den erwartbaren individuellen Punktwert aufgrund der Vorjahresleistung vorherzusagen. Die Abweichung des tatsächlichen Werts der 4. Schulstufe vom errechneten Erwartungswert wird schließlich verwendet, um den Lernfortschritt festzustellen (sie kann positiv oder negativ sein, im Mittel ist sie Null. Das ist in der Praxis unhandlich und schwer zu interpretieren. Daher werden diese Abweichungen, "residual gain scores", anschließend der Größe nach sortiert und in drei Kategorien eingeteilt): klein, mittel und groß. Eine große positive Abweichung von der Regressionsgeraden (über der Regressionsgeraden) bedeutet einen großen Lernfortschritt, eine große negative Abweichung (unter der Regressionsgeraden) einen kleinen. Liegt man sehr nahe am erwarteten Wert (nahe an der Regressionsgeraden), spricht man von einem mittelgroßen Lernfortschritt. Die nachfolgende Grafik soll dies verdeutlichen.

Fazit
- Einen kleinen, mittleren oder großen Lernfortschritt in der 4. Schulstufe zu erzielen ist für jedes Ergebnis auf der 3. Schulstufe möglich. Somit ist der berechnete Lernfortschritt „fair“ für jeden Kompetenzstand.
- Allerdings lässt sich so keine allgemeingültige Aussage darüber treffen, wie viele Punkte Differenz einen kleinen, mittleren oder großen Lernfortschritt ausmachen.
- Eine Aussage darüber, auf welche Teilkompetenzen sich der Lernfortschritt verteilt, ist zudem für die Interpretation sehr schwierig. Daher wird davon Abstand genommen, einen solchen Fortschritt rückzumelden.
Bitte beachten Sie außerdem, dass ein Kind, das in der 4. Schulstufe weniger Punkte erreicht als in der 3. Schulstufe, nichts "verlernt" hat. Im Mittel sind die Aufgabenhefte der 4. Schulstufe schwieriger als die der 3. Schulstufe. In Mathematik kommen auch ganz neue Inhalte dazu. Daher wird in der Realität nicht davon ausgegangen, dass ein "negativer Lernfortschritt" vorliegt, sondern dass zumindest ein kleiner Fortschritt gemacht wurde.
Setzen Sie das Ergebnis in Beziehung zu anderen Beobachtungen des Kindes: Bestätigt sich Ihr generelles Bild durch die Ergebnisse der iKMPLUS? Können Sie gegebenenfalls eines der Fokusmodule für weitere Diagnostik nutzen? Weitere Hinweise zur Reflexion der Ergebnisse finden Sie unter www.iqs.gv.at/ikmplus-prim-ergebnisreflexion.
Lernfortschritt in der Rückmeldung für Lehrpersonen
Lehrpersonen erhalten eine Rückmeldung über die Lernzuwächse in ihrer Klasse gesamt sowie für die einzelnen Schülerinnen und Schüler.

In den Übersichten zu den Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler wird der Lernfortschritt auf Schüler-Ebene dargestellt, vgl. Abb. 23 bzw. Abb. 24.


Lernfortschritt in der Rückmeldung für Schülerinnen und Schüler
In der Rückmeldung für Schülerinnen, Schüler, Eltern und Erziehungsberechtigte wird der Lernfortschritt mithilfe einer einfachen Grafik dargestellt. Auf eine detaillierte Erklärung der Berechnung wird verzichtet.
Wie viel hast du dazugelernt seit der 3. Klasse? Im Bild siehst du deinen Lernfortschritt:

Interessierte Erziehungsberechtigte können gerne auf diese Erklärung zum Lernfortschritt hingewiesen werden.
Manueller Vergleich des Lernfortschritts
Die Ergebnisse des manuell erstellten Lernfortschritts und des errechneten Lernfortschritts sind nicht vergleichbar!
Bei einem manuellen Vergleich werden die Kompetenzpunkte der Schülerinnen und Schüler zwischen den Erhebungsjahren verglichen. Diese Art des Vergleichs ist weniger aussagekräftig bzw. kann zu einer anderen Einschätzung führen als der vom IQS berechnete Lernfortschritt. Ein manueller Vergleich des Lernfortschritts sollte daher nur angestellt werden, wenn es aus technischen Gründen nicht möglich ist, eine Rückmeldung mit dem vom IQS errechneten Lernfortschritt zu erstellen (etwa, weil die Schülerinnen und Schüler in der 3. Schulstufe in einer anderen Schule waren).
Achten Sie auf eine korrekte Zuordnung der Ergebnisse zu den Schülerinnen und Schülern (Abb. 16). Ziehen Sie ggf. die Schülerliste mit Namen für die eindeutige Identifikation heran.
Informationen zu dieser Liste mit Namen finden Sie hier: iKMPLUS -Handbuch, verfügbar unter www.iqs.gv.at/ikmplus-prim-handbuch

Dieser manuelle Vergleich berücksichtigt auch nicht, dass Kinder von unterschiedlichen Ausgangspositionen aus unterschiedliche Entwicklungschancen haben bzw. die Entwicklung unterschiedlich gut gemessen werden kann.
Die Ergebnisse des manuell erstellten Lernfortschritts und des errechneten Lernfortschritts sind daher nicht vergleichbar!
Beachten Sie beim manuell erstellten Lernfortschritt:
Unterschiede über +/– 10 Punkten können hinsichtlich der individuellen Lernentwicklung bedeutsam sein. Kleinere Veränderungen sollten auf individueller Ebene nicht als Veränderung interpretiert werden, diese fallen in einen Unschärfebereich. Schwankungen können auch durch nicht überprüfungsbedingte Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. Umgebungslärm an einem Tag der Durchführung, besondere Aufregung an der Schule/in der Klasse an einem der Tage, die individuelle Tagesverfassung der Kinder am jeweiligen Tag der Durchführung, Ihre Strenge/Milde beim Bewerten am jeweiligen Tag.
Negative Veränderung: Sollte ein Kind im laufenden Schuljahr deutlich weniger Punkte erreichen als im Vorjahr, so bedeutet das nicht, dass das Kind etwas "verlernt" hat. Die Anforderungen der Aufgaben auf der 4. Schulstufe unterscheiden sich von jenen der 3. Schulstufe, z. B. kommen in Mathematik ganz neue Inhalte hinzu. Setzen Sie in diesem Fall das Ergebnis in Beziehung zu anderen Beobachtungen des Kindes: Bestätigt sich das Bild? Können Sie gegebenenfalls eines der Fokusmodule für weitere Diagnostik nutzen?
Positive Veränderung: Sollte ein Kind im laufenden Schuljahr deutlich mehr Punkte erreichen als im Vorjahr, so hat das Kind einen Lernfortschritt erzielt. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll, andere Beobachtungen des Kindes in die Interpretation miteinzubeziehen.
Weitere Hinweise und Fragen zur Reflexion der Ergebnisse finden Sie unter www.iqs.gv.at/ikmplus-prim-ergebnisreflexion.