Index sozialer Faktoren
Die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft führt an Schulstandorten zu unterschiedlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Schulen arbeiten. Hierbei werden demografische Faktoren berücksichtigt, die in empirisch nachgewiesenem Zusammenhang mit dem Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler stehen und damit Einfluss auf die pädagogische Arbeit an Schule und im Unterricht haben. Die Leistungen von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Familien, mit niedrigem Sozialstatus oder mit Migrationshintergrund unterscheiden sich von jenen anderer Schülergruppen deutlich (genauere Informationen und weiterführende Literatur finden Sie z. B. im Nationalen Bildungsbericht 2012).
Um diese verschiedenen Grundlagen und somit Rahmenbedingungen darzustellen, wird ein Index sozialer Faktoren, der soziale und ökonomische Benachteiligungen abbildet, berechnet. Je höher der Wert dieses Index ist, desto höher ist der Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern und desto größer kann damit die pädagogische Herausforderung an den Schulen sein, ungünstige Ausgangsbedingungen zu kompensieren.
Berechnet wird der Index sozialer Faktoren auf Basis von Registerdaten der Bundesanstalt Statistik Österreich, die auf Ebene der Schulstandorte als Schulmittelwerte aggregiert werden. Der Index wird aus drei Teilkomponenten (Subindizes) gebildet:
- ISF-1: Subindex für das kulturelle Kapital der Familien der Schülerinnen und Schüler der Schulen. Hierfür wird die elterliche Bildung herangezogen.
- ISF-2: Subindex zum sozioökonomischen Status der Familien der Schülerinnen und Schüler der Schulen. Hierfür werden die Anteile der Eltern, die arbeitslos bzw. Geringverdiener sind, herangezogen.
- ISF-3: Subindex zu Migrationshintergrund/Sprache der Schülerinnen und Schüler. Hierfür werden die Anteile der Schülerinnen und Schüler einer Schule mit Migrationshintergrund und die Anteile der Schülerinnen und Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch herangezogen.
Die Teilkomponenten geben jeweils den Anteil der Schülerinnen und Schüler wieder, auf die die beschriebenen Eigenschaften zutreffen. Der Mittelwert daraus plus einer Basiszahl von 100 ergibt den Indexwert einer Schule. Der so gebildete Index, dessen Werte zwischen 100 und 200 liegen können, wird in vier Indexklassen unterteilt. Folgende vier Bereiche sind die Ergebnisse der Indexberechnung:
- I: "gering", Werte zwischen 100 und 115
- II: "mittel", Werte zwischen 116 und 125
- III: "hoch", Werte zwischen 126 und 135
- IV: "sehr hoch", Werte über 135.
Die Indexklassen beschreiben, wie stark an Schulen spezifische Eigenschaften (Faktoren) der Schülerinnen und Schüler, die im Mittel mit ungünstigen Ausgangsbedingungen des Kompetenzerwerbs einhergehen, gehäuft auftreten. Ein niedriger Indexwert bzw. eine niedrige Indexklasse zeigt somit eine geringe Häufung an, ein hoher oder sehr hoher Wert zeigt eine (sehr) starke Häufung an.
Eine direkte Vergleichbarkeit zum Index, der in den Bildungsstandüberprüfungen verwendet wurde, ist aufgrund einer veränderten Datenlage nicht möglich. Die beiden Indices kommen jedoch zu weitgehend übereinstimmenden Ergebnissen.
Weiterführende Literatur
- Bruneforth, M., Weber, C. & Bacher, J. (2012). Chancengleichheit und garantiertes Bildungsminimum in Österreich. In B. Herzog-Punzenberger (Hrsg.), Nationaler Bildungsbericht Österreich 2012 – Band 2. Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen (S. 189–228). Graz: Leykam. https://doi.org/10.17888/nbb2012-2-5
- Groot-Wilken, B., Isaac, K. & Schräpler, J-P. (2016). Sozialindices für Schulen. Hintergründe, Methoden und Anwendung. Münster: Waxmann
- Die genaue Berechnung kann hier nachgelesen werden: Bruneforth, M. & Zintl, R. (2020). Entwicklung eines Indexes zur Sozialkomposition von Schulen aus der Datenbasis Chancenindex der Statistik Austria. Verfügbar im Downloadbereich der IQS-Website.