"Datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich" – IQS-Sonderedition der Zeitschrift Erziehung & Unterricht

1. Juli 2024

Die österreichische pädagogische Zeitschrift "Erziehung & Unterricht" veröffentlichte eine von zwei Wissenschaftlern des Instituts des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS) konzipierte Sonderedition zum Themenschwerpunkt "Datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich".

Die von Ann Cathrice George und Michael Bruneforth für das IQS koordinierte Publikation beinhaltet Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts, namhaften nationalen und internationalen Forscherinnen und Forschern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). Die Liste der externen Autorinnen und Autoren umfasst Bettina Beneda (Schule St. Ursula Wien), Martina Dietrich (ISQ Hamburg), Jana Groß-Ophoff (PH Vorarlberg), Michaela Jonach (BMBWF), David Kemethofer (PH Oberösterreich), Norbert Maritzen (ISQ Hamburg), Julia Marte-Schwald (Praxisschule PH Vorarlberg), Stefanie Mayer (BMBWF), Martina Müller (PH Wien) und Michael Schratz (Universität Innsbruck).

In den Beiträgen des Themenhefts wird aus der Sicht von Akteurinnen und Akteuren an Schulen gezeigt, welchen Nutzen Daten für Schul- und Unterrichtsentwicklung haben können, wenn diese nicht (nur) als zusätzliche (administrative) Aufgabe oder Hindernis und damit mit Vorbehalten angesehen werden.

Die Abbildung zeigt den Einband der Publikation "Datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich".

Die IQS-Sonderedition der Zeitschrift "Erziehung & Unterricht" zum Themenschwerpunkt "Datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich" ist eine Open-Access-Publikation und kostenfrei als Download verfügbar:

Die vollständige Ausgabe der Zeitschrift kann über folgende Website bezogen werden:

Von der Theorie zur Praxis

Das Themenheft ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt mit den Kapiteln 1 bis 4 ermöglicht einen (internationalen) Blick auf Grundlagen zur Arbeit mit Daten an Schulen. Mit Blick auf die Umsetzung einer datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung liegen einige grundlegende Fragen auf der Hand: Warum sollten Schulen mit Daten arbeiten? Was sind adäquate Daten an Schulen? Wie und wer kann an Schulen mit Daten arbeiten? Welche Rahmenbedingungen unterstützen das Arbeiten mit Daten?

Der zweite Abschnitt des Themenhefts beleuchtet die konkreten Strukturen von datengestützter Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich. Diese Strukturen bestehen aus Zielen (z. B. Definition der Qualität von Schule), Instrumenten zur Diagnostik bestimmter Teile der vorab definierten Qualität (z. B. iKMPLUS) wie auch Vorgehensweisen zum gezielten Transfer der Daten in die Schul- und Unterrichtsentwicklung.

Das Themenheft schließt mit zwei Beispielen, welche die konkrete Umsetzung vom Arbeiten mit Daten in der österreichischen Schulpraxis aus Sicht einer Schulleiterin sowie einer Lehrerin beschreiben.

Abschnitt 1: Arbeiten mit Daten an Schulen

Norbert Maritzen

Summary

Während vor gut 20 Jahren das, was später "Pisa-Schock" genannt wurde, auf eine weitgehend unvorbereitete und uninformierte Schullandschaft traf, ist mittlerweile eine andere Situation eingetreten. Datengestützte Informationen zu Einzelschulen und Schulsystemen stehen überreichlich zur Verfügung, ohne dass ihre regelmäßige Nutzung 
zur alltäglichen Routine geworden wäre. Das gilt für Lehrkräfte in ähnlicher Weise wie für politisch-administrative Entscheidungsträger auf übergeordneten Systemebenen. Was ist eigentlich die besondere Leistung, die Daten in Entscheidungsprozessen erbringen können, und welche Risiken sind damit verbunden, wenn man bewusst oder unbewusst auf die Nutzung von Daten bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung verzichtet?

Michael Bruneforth/Martina Diedrich

Summary

In diesem Kapitel werden verfügbare Datenangebote in Hamburg und Österreich den Möglichkeiten der Evidenzbildung und Datennutzung gegenübergestellt. Dabei betrachten wir insbesondere aus Sicht der Schulleitungen, welche Transformationsprozesse notwendig sind, damit Daten in Qualitätsentwicklungsprozesse überführt werden können.

Jana Groß Ophoff/David Kemethofer

Summary

Obwohl Lehrpersonen Zugriff auf eine Fülle von Daten haben und deren Nutzung für die Entwicklung von Schulen und Unterricht vielversprechend ist, gibt es Hinweise darauf, dass die intendierten Professionalisierungsprozesse im Bildungsbereich nicht automatisch entstehen. Ein möglicher Grund hierfür könnte der Mangel an Datenkompetenz sein, was erschwert, den Prozess der Datennutzung eigenständig und vollständig zu durchlaufen. Beck und Nunalley (2021) bieten ein Modell, das die erforderlichen Kompetenzen je nach Datenkompetenzniveau beschreibt und aufzeigt, wo Bedarf besteht, um Daten und Evidenz effektiv für die Entwicklung von Schule und Unterricht zu nutzen. In diesem Beitrag wird dieses Modell vorgestellt und ausgehend davon werden Möglichkeiten zur Förderung von Datenkompetenz im Studium oder in der Fort- und Weiterbildung veranschaulicht.

Michael Schratz

Summary

Die erfolgreiche Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben am einzelnen Schulstandort hängt wesentlich mit der vorherrschenden Schulkultur zusammen. Während sich Strukturen, etwa durch verbindliche Vorgaben, relativ rasch verändern lassen, sind Kulturen, geprägt durch langjährige Erfahrungen, stabil und passen sich zögerlich Neuerungen an. Daher wirkt sich der Paradigmenwechsel von der Input- zur Outputsteuerung im Bildungswesen in der schulischen Praxis verzögert aus. Die Einführung datenbasierten Arbeitens erfordert an Schulen einen Kulturwandel, der im Zusammenspiel von Druck und Zug, intern und extern sowie Rechenschaftspflicht und Selbstverantwortung von den Kontextbedingungen am Standort in hohem Maß beeinflusst wird.

Abschnitt 2: Strukturen von datengestützter Schul- und Unterrichtsentwicklung in Österreich

Michaela Jonach/Daniel Paasch

Summary

Dieser Beitrag fokussiert auf Lehrkräfte und die Chancen und Herausforderungen, die mit datengestützter Unterrichtsentwicklung in Verbindung stehen. Es wird versucht, einen Überblick über zentrale Datenquellen und Instrumente der datengestützten Unterrichtsentwicklung in Österreich zu geben, die Zusammenhänge zum Qualitätsrahmen und zum Qualitätsmanagementsystem für Schulen aufzuzeigen und auf Probleme und Herausforderungen der datengestützten Unterrichtsentwicklung einzugehen.

Sylvia Opriessnig/Maria Neubacher/Michael Bruneforth/Stephanie Mayer

Summary

Mit der iKMPLUS wird ein umfassendes Angebot für Analysen und Berichterstattung zu den Grundkompetenzen geschaffen. Dabei unterstützen die iKMPLUS-Zyklusberichte Schulleitungen strategische Entwicklungen zu bearbeiten und dabei den Fokus vom Tagesgeschäft auf langfristige Merkmale der Schule zu richten. Der Beitrag führt in die Anforderungen an diese Berichte ein und stellt die Berichterstattung der iKMPLUS, die ab 2026 vollständig verfügbar sein wird, vor.

Marcel Illetschko

Summary

Der Beitrag thematisiert die Bedeutung expliziter pädagogischer Diagnostik als Teil modernen Lehrerprofessionsverständnisses und zeigt, welche Potenziale die jährlichen Rückmeldungen der individuellen Kompetenzmessung PLUS (iKMPLUS) für die Verbreitung solcher diagnostischen Kompetenzen sowie darauf aufbauender Förderung insbesondere für Lehrer*innen und Schulleiter*innen haben können.

Abschnitt 3: Zwei Beispiele zur Umsetzung vom Arbeiten mit Daten

Jana Groß Ophoff/Julia Marte-Schwald/Ann Cathrice George

Summary

In diesem Beitrag werden datenbasierte Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse an der Praxisschule der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg aus der Perspektive der Schulleitung untersucht. Dabei wird der Fokus auf die Phasen des zyklischen Prozesses und die Rolle der Schulleitung als Impulsgeberin gelegt. Die individuelle Kompetenzmessung PLUS (iKMPLUS) dient als Datengrundlage für die Auswertung und Evaluation schulischer Entwicklungsprozesse angesichts struktureller Veränderungen. Die Ergebnisse werden innerschulisch diskutiert, wofür das kollegiale Vertrauen und eine entwicklungsorientierte Kultur eine zentrale Rolle zu spielen scheinen. Wie deutlich wird, können datenbasierte Entwicklungsprozesse trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erfolgreich gestaltet werden.

Martina Müller/Bettina Beneda/Ann Cathrice George

Summary

Eine Lehrkraft der Primarstufe schildert ihren Umgang mit den Ergebnisrückmeldungen der iKMPLUS-Überprüfungen. Sie gewährt Einblicke in weiterführende Förderüberlegungen, Reflexionen zur Unterrichtsgestaltung und den Nutzen der Daten als Feedback für Lernende und deren Eltern.

Über "Erziehung & Unterricht"

Die Zeitschrift "Erziehung & Unterricht" ist eine pädagogische Fachzeitschrift, die sich zum Ziel setzt, die Lehrerschaft über das bildungspolitische Geschehen zu informieren, mit jeweils aktuellen Beiträgen aus Wissenschaft und Forschung zu pädagogischen Fragen Stellung zu nehmen und für die Unterrichtspraxis Möglichkeiten zur Verwirklichung aufzuzeigen.

Weitere Informationen

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